Licht ist mehr als nur ein Leuchten
Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da erhoben sich am Rande des Horizonts die Türme einer kleinen Stadt. Es war eine sehr fröhliche Stadt mit leuchtenden Fenstern, kleinen Häusern und netten Leuten. Über die Stadt regierte eine gute Fee.
Sie war sehr weise und gutmütig und war bei den Leuten hoch angesehen. Die Bewohner der Stadt gaben der guten Fee immer schöne Gaben. Sie fragten sie nach Rat und errichteten zu ihren Ehren sogar einen prachtvollen Tempel. So führten die Leute ein gutes Leben und selbst in schwierigen Zeiten, solange die Menschen an ihre Fee glaubten, hielten sie zusammen und bekämpften das Problem gemeinsam.
Doch eines Tages zogen düstere Wolken über die Stadt und ein lautes Donnergrollen kündigte den kommenden Sturm an. Es dauerte nicht lange und Hagelkörner prasselten auf die Erde. Ein pfeifender Wind wirbelte durch die Stadt und Blitze zuckten am Himmel. Bald wurde aus dem Sturm ein Gewitter und aus dem Gewitter ein Orkan! Die Leute waren am Verzweifeln. So etwas hatte es noch nie gegeben!
Als das Gewitter endlich vorübergezogen war, war die Stadt in einem schrecklichen Zustand: Bäume lagen umgefallen auf den Straßen, die Dächer hatten riesige Löcher und die Landschaft war vom Regen überflutet.
Das Schlimmste aber war der Tempel der guten Fee: Er war vollkommen zerstört und kaputt. Ein immer lauter werdendes Raunen ging durch die Menschenmenge:
“Sie ist tot! Die gute, weise Fee ist tot!”, hörte man es von allen Seiten rufen.
Die Menschen verzweifelten voller Angst. Ihre Beschützerin war fort und sie waren ganz auf sich gestellt. Voller Angst und Selbstzweifel sonderten sich die Leute immer mehr ab. Sie gingen wortlos aneinander vorbei, die Fenster waren dunkel und abweisend und die ganze Stadt wurde immer düsterer und düsterer.
Die Pflanzen hatten kein Licht zum Wachsen. Dadurch hatten die Bauern nichts zu verkaufen und wurden sehr arm. Als es dann keine Pflanzen mehr gab, hatten die Tiere auch nichts mehr zu essen und es brach eine große Hungersnot aus.
Tja, da sieht man mal wie wichtig Licht für uns alle ist. Diese Geschichte könnte jetzt sehr tragisch zu Ende sein. Aber es wäre kein Ende bei dem alle mit vor Spannung geröteten Wangen und einem breiten Lächeln im Gesicht von dannen gehen würden und deswegen geht unsere Geschichte noch weiter 😄
Mit dem Licht schwand auch der Mut und das Vertrauen der Leute und so saßen sie einsam und voller Trauer in ihren stockdusteren Häusern und zitterten vor Angst und Hunger.
Doch eines Nachts wachten alle Leute auf und schauten aus den Fenstern. Das erste Mal seit langer Zeit sahen sie ein wunderschönen hellen,warmen Lichtschein. Begierig rannten alle auf das Licht zu. Bis alle Bewohner der Stadt unter einem großen Tor aus Licht standen. Plötzlich veränderte sich die Form des Lichtes: Aus dem Torbogen wurden Umrisse einer wunderschönen Fee.
Mit zarter, lieber Stimme begann sie zu sprechen:
”Ich habe über unsere Stadt geherrscht. War eure Beschützerin und Ratgeberin. Aber eure Probleme habt ihr ganz alleine gelöst ,denn so mächtig ich auch bin, die größte Macht ist der Zusammenhalt. Denn allein ist man zwar stark, aber zusammen ist man am stärksten! Ich werde immer bei euch sein, aber eure wahren Sorgen und Probleme müsst ihr als Gemeinschaft lösen. Nur dann ist das Leben ein Leuchten wert!“
Die Leute schauten sich erstaunt an und plötzlich fassten sich alle an den Händen und riefen im Chor in die Dunkelheit:
“Licht bedeutet Glück und Zusammenhalt,
Licht bedeutet Miteinander und Entstehung,
Licht ist mehr als nur ein Leuchten!”
Aus der nachtschwarzen Dunkelheit wurde plötzlich wieder helllichter Tag, Blumen und Pflanzen sprossen, Hasen und Rehe sprangen über die Felder und die Bewohner der kleinen Stadt waren so glücklich wie nie zuvor.
Und so war die kleine Stadt am Rande des Horizonts, so wie sie sein musste:
Mit leuchtenden Fenstern, kleinen Häusern und netten Leuten.
Ende